Das aktive Leben der studentischen Mitglieder der Brunsviga bleibt dem arministischen Prinzip verpflichtet, das darauf zielt, dass jedes Mitglied in seiner persönlichen Meinungsbildung und Haltung zu politischem und sozialem Engagement befähigt wird. Die Brunsviga erhebt den Anspruch, dass sich ihre Mitglieder im privaten und öffentlichen Leben fair und ehrenhaft verhalten. Brunsviga pflegt das Lebensbundprinzip, d. h., die jeweils älteren Generationen unterstützen die jeweils aktiven Studenten.
Ein kurzer Abriss unserer Geschichte
Die Burschenschaft Brunsviga Göttingen wurde am 2. Juli 1848 zunächst als liberale Progress-Verbindung von Studenten an der Göttinger Universität Georgia Augusta gegründet. Der Progress war in jenen nachnapoleonischen Zeiten eine Strömung, die eine Angleichung an das bürgerliche Leben anstrebte. Sie lehnte mithin das Duell-Unwesen ebenso ab, wie auch studentische Sonderstellungen, die z. B. in der akademischen Gerichtsbarkeit zum Ausdruck kamen. Die Progress-Verbindungen verfolgten klare freiheitsorientierte Reformziele wie die Lehr- und Lernfreiheit, den Ausbau der Lehrfächer und die Beteiligung der Studenten an der Wahl von akademischen Behörden.
Da die meisten Gründungsmitglieder aus Braunschweig stammten, wurde der Name „Brunsviga“ gewählt. Seit dem 1. Januar 1862 ist die Brunsviga eine Burschenschaft. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 erlebte die Brunsviga großen Zuspruch bei den Göttinger Studenten und hatte demzufolge eine große Zahl aktiver Mitglieder.
Nach 1933 verschlechterte sich die Situation der Burschenschaft, als die Vertreter des auf Gleichschaltung bedachten Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) die Burschenschaften aus den studentischen Vertretungen, den Universitätsgremien und -ausschüssen drängten. Der Versuch der Gleichschaltung und der strikten Verwirklichung des „Führerprinzips“ stieß sich aber hart mit dem Demokratieverständnis der Burschenschaft Brunsviga. Durch verschiedene Maßnahmen, insbesondere durch die 1935 gesetzlich eingeführte zweijährige Wehrpflicht und durch die dieser vorgeschalteten Arbeitsdienstpflicht, wurde ihnen die Existenzgrundlage (Nachwuchs) entzogen. Die Aktivitas oder auch Jungburschenschaft der Brunsviga wurde zunächst vertagt, d.h. das offizielle Verbindungsleben wurde eingestellt und am 16. März 1936 wurde die Verbindung aufgelöst.
In den Nachkriegsjahren gründete sich 1947/48 an der Georgia-Augusta der „Göttinger Kreis“, eine Gruppe von jungen Studenten, welche die Tradition der Burschenschaft Brunsviga wiederzubeleben versuchten. Schon 1950 wurden deren Mitglieder in die Gemeinschaft der Burschenschaft Brunsviga aufgenommen, die sich durch die Initiative Alter Herren aus der Vorkriegs-Brunsviga wieder gebildet hatte.
Das Bundesleben in dieser Zeit spielte sich in Göttinger Gastwirtschaften ab, weil das Brunsvigenhaus seinen Besitzern nicht zugänglich war, da es durch die britische Besatzungsmacht für eigene Zwecke konfisziert worden war. Der Wiedereinzug gelang am 8. Mai 1954. Die Burschenschaft Brunsviga hat in der Folgezeit zwei Burschenschaften in ihren Reihen aufgenommen:
1956 die Forstliche Burschenschaft Saxonia aus Hannoversch-Münden und
1986 die Breslauer Burschenschaft Saxonia zu Göttingen.
In der Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit unter Besinnung auf die Traditionslinien von 1848 und davor. Als Vermächtnis dieser Epoche sieht die Brunsviga, dass vom angestammten Weg der Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Demokratie niemals abgewichen werden darf. Eine Vernachlässigung des aufklärenden, humanistisch geprägten Weltbildes führt unweigerlich in die Katastrophe – so die jüngsten Erfahrungen. Dieser Erkenntnis folgend hielt die Brunsviga beispielsweise während des Kalten Krieges immer an der Einheit der Nation fest und blieb bei der kritischen Sicht auf das Regime in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Zu den in der DDR lebenden Mitgliedern (Bundesbrüdern) wurde ein enger Kontakt aufrechterhalten.
Wegen grundsätzlicher Meinungsverschiedenheiten schied die Brunsviga zum 30. Juni 1995 aus der Deutschen Burschenschaft aus. Am 13. Januar 1996 gründeten acht Burschenschaften unter der maßgeblichen Führung der Brunsviga die „Neue Deutsche Burschenschaft“ (Neue DB). Brunsviga wurde deren erste Vorsitzende. Diesem Korporationsverband, der Neuen DB, gehören gegenwärtig noch acht liberal gesinnte Burschenschaften an, die sich alle entschieden gegen politisch extreme Tendenzen bei Bünden innerhalb der Deutschen Burschenschaft wenden und abgrenzen.
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